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Sparen ist teurer als man denkt

SignaturF 9011-029
BestandF_9011 Schweizerischer Metall- und Uhrenarbeiterverband (SMUV) - Gewerkschaft Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen [VIDEO]
Bestandesbeschrieb

Auch: Fédération suisse des ouvriers sur métaux et horlogers (FOMH), Federazione svizzera degli operai metallurgici e degli orologiai (FOMO). — Ähnlich wie andere soziale Bewegungen entdeckten die Gewerkschaften Ende der 1970er Jahre das Medium Video als Möglichkeit, die eigenen Tätigkeiten zu dokumentieren. Die Aufnahmen der Gewerkschaften GTCP, GBH, GBI und SMUV sind aus verschiedenen Gründen bemerkenswert. Die Verbreitung von Consumerformaten wie U-Matic, VCR und VHS machte die Aufnahme von Videos finanziell erschwinglich und technisch auch für Laien schnell erlernbar. Im Unterschied aber zur Jugendbewegung etwa, die sich in kürzester Zeit die Möglichkeiten des Mediums aneignete, sich innovativ der verschiedensten Ausdrucksformen bediente und Agitations-, Kunst- und parodistische Videos drehte, beschränkte sich das gewerkschaftliche Videoschaffen in den Pionier- und Experimentierjahren auf rein Dokumentarisches: Aufnahmen existieren etwa vom Kongress der Gewerkschaft Textil Chemie Papier GTCP von 1978 in Luzern (Signatur: F 9013-025ff.), von einer Krisensitzung derselben Gewerkschaft 1977 (F 9013-019ff.) und von einer Jugendkonferenz der Gewerkschaft Bau und Holz (GBH von 1980, F 9013-031). Die Aufnahmen sind zwar laienhaft, mit Tonstörungen behaftet und manchmal kurios lückenhaft oder langatmig. Als Zeitdokumente sind sie trotzdem von Bedeutung. Gerade die Aufnahmen des GTCP-Kongresses von 1978 und der erwähnten Krisensitzung geben einen Eindruck über den Zustand einer Gewerkschaft in schwieriger Zeit: Zum einen sorgten die Absatzeinbrüche in der Textilindustrie der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre und spektakuläre Schliessungen wie die des Firestone-Werks in Pratteln 1977 zu einer Krisenstimmung. Zum andern entwickelten sich auch in der GTCP Spannungen zwischen einer eher konsensorientierten alten Garde und jungen Kräften, die die bestehenden Verhältnisse mit kämpferischer Einstellung zu verändern trachteten. Die Kongressaufnahmen sind ein konzentriertes Zeugnis dieser konjunkturell und ideologisch bestimmten Krisenstimmungen der GTPC. Als Bonus können wir auch miterleben, dass der als Festredner engagierte Bundesrat Willy Ritschard nicht nur Reden hielt, die von Wortwitz und träfen Sprüchen sprühten, sondern auch schlechtere Tage hatte... Im Verlauf der 1980er Jahre professionalisierte sich das gewerkschaftliche Videoschaffen. Mit der Herstellung von Bildungs- und Imagevideos nahm die Arbeiterbewegung eine Propagandamethode wieder auf, die zwischen 1930 und 1960 bereits zu einer ansehnlichen Reihe von Gewerkschaftsfilmen geführt hatte. Hervorzuheben sind aus dieser Zeit "Treu und Glauben – 50 Jahre Friedensabkommen in der Maschinen- und Metallindustrie" von 1988 (F 9011-002, dt. und frz. Fassung) oder „Sumoteam“ von 1995 (F 9011-007), der aus gewerkschaftlicher Perspektive eine partizipativere Form der Arbeitsgestaltung in einer Textilmaschinenfabrik schildert. Kämpferische Töne – wie sie zuletzt im Filmschaffen der Arbeiterbewegung der frühen 1930er-Jahre auftauchten – liessen lange auf sich warten. Die massiven weltwirtschaftlichen Umwälzungen und die neoliberale Offensive vieler Unternehmer in den 1990er-Jahren führten zu Betriebsschliessungen, Entlassungen und Verlagerungen der Produktion in Billiglohnländer. Die Gewerkschaften reagierten darauf zum Teil mit Kampfmassnahmen und unter anderem auch damit, mit Videoproduktion für eine grössere Öffentlichkeit und mehr Verständnis für ihre Anliegen zu sorgen. Schöne Beispiele dieser Strategie sind die Videos „Zyliss – Der Streik wird salonfähig“ von 2003 (Regie: Verena Endtner im Auftrag von SMUV und GBI, F 9011-014) oder „Les bras fonctionnent, c'est la tête qui va pas!“ von 2003, eine leidenschaftliche Dokumentation des Einsatzes von Giessereiarbeitern für ihre Arbeitsplätze bei den beiden jurassischen Von Roll-Werke in Choindez und Les Rondez (F 9011-016).

Ähnlich wie andere soziale Bewegungen entdeckten die Gewerkschaften Ende der 1970er Jahre das Medium Video als Möglichkeit, die eigenen Tätigkeiten zu dokumentieren. Die Aufnahmen der Gewerkschaften GTCP, GBH, GBI und SMUV sind aus verschiedenen… — mehr...

AbstractDieser Film will aufzeigen, dass Sparmassnahmen an falschen Stellen nicht zwingend zu einer Kostensenkung beitragen, sondern eher das Gegenteil bewirken. So könnte beispielsweise der öffentliche Dienst aufgrund von Sparmassnahmen seine Aufgaben und Pflichten für die Gemeinschaft nicht mehr erfüllen. Im Film kommt es in verschiedenen Sektoren des öffentlichen Dienstes zu Sparmassnahmen. Ebenso rechtfertigt jeweils ein (fiktiver) vehementer Befürworter diese. Reale Personen aus den jeweiligen Sektoren zeigen jedoch auf, welche Konsequenzen ein solcher Abbau für das Gemeinwohl der Gesellschaft hätte.
Schlagwörter
  1. Finanzwesen
  2. öffentliche Finanzen und Haushaltspolitik
  3. Haushaltspolitik
  4. Sparmassnahme
Geopolitik
  1. Europa
  2. Schweiz
Periode
  1. Neuzeit
  2. 20. Jh.
  3. 1951-2000
  4. 1991-2000
Personen
  1. Bader, Muriel
  1. Büchi, Christian
  1. Mahrer, Max
  1. Marty, Astrid
  1. Müller, Susanne
  1. Obergfell, Ferdinand
  1. Singer, Max
  1. Zawadynska, Johanna
Verleger
  1. Videoladen: Zürich
weitere Beteiligte
  1. Baumann, René
  1. Beglinger, Christina
  1. Gasser, Jürg: Zürich
  1. Memoriav (Projektmitfinanzierung)
  1. Mosimann, Hans-Jakob
  1. Schüepp, Doris
  1. Weber, Barbara
  1. Zumbühl, René
Objektträger
  1. bewegtes Bild
  2. Video
  3. VHS
Sprache
  1. deutsch
Detailinformation

00:00:14 Filmbeginn; Filmtitel: „Sparen ist teurer als man denkt.“

00:00:29 Vorspann: „VPOD-Video zur Sparpolitik und ihren Folgen“

00:00:38 Standbild: zu sehen ist ein Zeitungsbericht (Tages-Anzeiger?) mit der Überschrift „Der Kanton will sparen“. Eine weibliche Erzählstimme ist zu hören: „Damit der Staat leistungsfähiger wird, sollen in der Verwaltung in den nächsten Jahren 10% der Stellen gestrichen werden.“ Ein weiterer Zeitungsbericht mit dem Titel „Weniger Beamte!“ wird eingeblendet.

00:00:47 Ein (wohl fiktiver) Befürworter des Stellenabbaus ist verdunkelt zu sehen und zu hören: „Richtig! Es braucht doch nicht so viele Sesselfurzer, so solche Beamtenärsche – gut dass etwas gemacht wird und Steuern man kann auch noch sparen.“

00:00:54 Eine Rechenmaschine mit dem Betrag 87.00 ist zu sehen. Ein gelber Luftballon mit der Aufschrift „Sparen“ schrumpft in sich zusammen, zum Vorschein kommt ein gelbes Fragezeichen.

00:01:04 Ein grün eingefärbtes Standbild einer wartenden Personenschlange wird eingeblendet.

00:01:12 Ein weiteres grün eingefärbtes Standbild ist zu sehen. Es zeigt eine Büro Tür mit einem Aushang „PASS-Büro nur am Dienstag 14-17 Uhr geöffnet“. Es folgt ein letztes Standbild mit einem Telefonhörer – im Hintergrund ist ein Besetztton zu hören.

00:01:20 Max Singer (Sozialarbeiter) berichtet über seine Tätigkeit und über allfällige Folgen eines Sparkurses: längere Wartezeiten, Zeitdruck, schlechtere Abklärungen, schlechtere Beratung und Betreuung – die Betroffenen bleiben so länger abhängig von Beratung, was dann wiederum zu höheren Kosten führt.

00:01:54 Beamtenstempel knallt auf ein weisses Papier und hinterlässt den Aufdruck „Sparen ist teurer als man denkt“.

00:01:58 Ein Radio ist zu sehen, aus dem Lautsprecher ertönt der Nachrichtensprecher, dieser berichtet von geplanten Einsparungen im ÖV. Wieder erscheint der (fiktive) Befürworter und sagt, dass er sowieso nur Auto fahre. Zudem sollen die „Öko-Freaks“ nur zahlen, dann müsse er nicht.

00:02:20 Wieder wird eine Rechenmaschine eingeblendet, dieses Mal erscheint der Betrag 198.00 auf dem Display.

00:02:27 Wieder gelber „sparen“-Luftballon und Fragezeichen

00:02:23 Standbild (eingefärbt): Tramfahrplan mit dem Hinweis „Letzte Verbindung um 20:30 Uhr“ überklebt ist.

00:02:36 Standbild: Stau auf der Autobahn, Hup-Geräusche sind zu hören

00:02:28 Astrid Marty (Tramwagenführerin): Sparen im ÖV bedeutet für sie noch mehr Stress. Sie müssten aber 100% bei der Sache sein. Noch mehr Autos, Abgase – „Sparen am falschen Ort kann teurer werden als man glaubt“.

00:03:00 Wieder Stempel

00:03:08 Ein Fernseher ist zu sehen. Im Bild ist eine Gefängnisfassade zu sehen. Eine Nachrichtensprecherin verkündet, dass auch im Strafvollzug Stellen eingespart werden müssten. Fiktiver Befürworter meldet sich auch hierzu: „Insassen leben wie in einem Hotel“.

00:03:20 wieder Rechenmaschine, Betrag jetzt 233.00

00:03:25 wieder Luftballon

00:03:31 Standbild: Häftlinge auf dem Gefängnisdach; Zeitungsbericht wird eingeblendet mit der Überschrift: „Gefängnismeuterei“. Es folgt nochmals ein Bild mit Häftlingen auf dem Dach.

00:03:40 Ferdinand Obergfell (Werkmeister in der kant. Strafanstalt): „Wir sind kein Hotel“. Stellenabbau bedeute weniger Betreuung und könne die Sicherheit gefährden.

00:03:56 Stempel

00:04:00 Magazin mit einem Bericht zum Thema Trinkwasser. Nachrichtensprecher: Wegen den Sparmassnahmen könnten die Gewässerschutz-Vorschriften nicht mehr richtig kontrolliert werden. Fiktiver Befürworter: „Es gibt sowieso viel zu viele Vorschriften“.

00:04:27 Rechenmaschine, Betrag 448.00

00:04:35 verschiedene Standbilder mit verendeten Fischen

00:04:50 Max Mahrer (Trinkwasserlaborant). Verdrecktes Trinkwasser ist ein Risiko für die Gesundheit.

00:05:15 wieder Stempel auf Papier

00:05:25 wieder Radio-Lautsprecher; Nachrichtenstimme verkündet, dass nun auch eine Privatisierung der Feuerwehr geprüft werde. Mehr Freiheiten – weniger Staat sollen die Kosten senken und die Effektivität steigern. Fiktiver Befürworter stimmt natürlich einer Privatisierung zu.

00:05:56 wieder Rechenmaschine, Betrag dieses Mal 605.00

00:05:50 Standbild: Hausbrand. Im Hintergrund geht ein fiktiver Notruf bei der Feuerwehr (ist jetzt eine AG!) ein. Es brennt, in der Notrufzentrale erkundigt man sich aber zunächst einmal, ob der Anrufer überhaupt einen Einsatz (mit Kreditkarte) bezahlen kann. Nächstes Standbild: ein völlig ausgebranntes Haus.

00:06:15 Christian Büchi (Berufsfeuerwehr): „Wir leisten einen Dienst an allen, unabhängig vom Portemonnaie“.

00:06:26 wieder Stempel auf Blatt
00:06.32 Standbild: zwei Zeitungsberichte; die Titel lauten „Pflegeabteilung geschlossen“ oder „Sparen im Gesundheitswesen“. Kommentar: Der Bund wolle im Gesundheitswesen die Sparbremse ziehen. Der Befürworter begrüsst den Entscheid.

00:06:52 wieder Rechenmaschine, Betrag 848.00

00:06:58 Standbild: Es zeigt einen völlig zugestellten Flur in einem Spital. Wegen Platznot werden die Patienten im Spitalgang versorgt.

00:07:10 Johanna Zawadynska (Vize-Oberschwester); Personallabbau verringert die Qualität der med. Versorgung – das könne man sich nicht leisten.

00:07:35 Stempel

00:07:38 grünes Veranstaltungsplakat, darauf prangt ein grosser Hinweis „Geschlossen“. Eine Sprecherin verkündet, dass der ganze Kulturbereich um 30% gekürzt werde – viele Kulturbetriebe müssten daher schliessen. Standbilder: leeres heruntergekommenes Theater; Bühnenleuchten, die erlöschen. Befürworter findet Kultur überflüssig.

00:08:10 Muriel Bader (Choreographin): „Wenn an der Kultur (ist ein Spiegel der Zeit) gespart wird, wird das leben arm und eintönig.“

00:08:20 Stempel
00.08:26 Standbild: Fernseher, zu erkennen ist eine Lehrerin mit Schülerin. Nachrichtensprecher hierzu: „Schlankere Schulen. Die Schulen sollen abgespeckt werden.“ Fiktiver Befürworter meint, man könne zwei Schulklassen zusammenfassen.

00:08:51 Rechenmaschine, Betrag 1132.00

00:08:53 Luftballen, Fragezeichen

00:08:59 Standbild: Zeitungsbericht mit der Aufschrift: „Aggression im Schulzimmer“. Im Hintergrund ist Kindergeschrei hörbar. Nächstes Standbild: eingeschlagene Fensterscheibe. Weiteres Standbild: Zeitungsbericht mit Foto eines überfüllten Hörsaals – Überschrift hierzu: „Weniger Geld – weniger Lehraufträge“.

00:09:16 Susanne Müller (Lehrerin): „Der beste Rohstoff, den wir in der Schweiz haben, ist das sog. Humankapital. Finanzierung von Bildung ist daher keine Ausgabe sondern eine Investition in die Zukunft.“

00:09:37 Stempel

00:09:40 Rechenmaschine; es werden verschiedene Beträge addiert. Kommentar hierzu: „Sparen ist teurer als man denkt, weil es Kosten meistens nur verlagert.“ Begriff: „Buchhaltungskosmetik“; Weiterer Kommentar: „Die öffentlichen Dienste sind für alle da: Zuverlässig, kompetent und oft Rund um die Uhr. Sie bieten eine Palette von unentbehrlichen Dienstleistungen für die Gemeinschaft. Die qualitativ hochstehenden Dienste sind das Rückgrat einer funktionierenden Wirtschaft und eine Stütze für das allgemeine Wohlergehen.“ Fazit: „Öffentliche Dienste sind zuverlässig und preiswert. Und das lohnt sich!“

00:11:07 Abspann

00:11:55 Filmende

ArchivbezugSMUV Gewerkschaft Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen, Fédération suisse des ouvriers sur métaux et horlogers (FOMH), Federazione svizzera degli operai metallurgici e degli orologiai
ZitationsvorschlagVideo: Urheber:in unbekannt/F 9011-029
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