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"Problem gelöst? Geschichte(n) eines Virus" - Interview von Rayelle Niemann mit René Jaccard, 2019


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SignaturF 9081-015
BestandF_9081 Problem gelöst? Geschichte(n) eines Virus
Bestandesbeschrieb

Zwischen dem 1. November 2019 und dem 5. Januar 2020 fand in der Shedhalle Zürich die Ausstellung "Problem gelöst? Geschichte(n) eines Virus" statt. Die Kuratorin Rayelle Niemann thematisierte historische, medizinische, gesundheitspolitische und künstlerische Aspekte des individuellen und gesellschaftlichen Umgangs mit Hiv und Aids. Zentraler Bestandteil der Ausstellung waren 17 Interviews: Sie vermitteln Erfahrungen von Menschen, die sich beruflich seit dem Auftauchen der Krankheit mit Hiv und Aids beschäftigen und geben Einblicke ins Leben von Menschen, die seit Jahrzehnten Hiv-positiv sind oder seit ihrer Geburt mit dem Virus leben. Die Sammlung dieser 17 Videogespräche ist ein in der Schweiz bis jetzt einzigartiger Zugang zu Oral History im Zusammenhang von Hiv und Aids. Dank der Unterstützung von Memoriav, dem Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturguts in der Schweiz, konnte der Videobestand digitalisiert und erschlossen werden.

Zwischen dem 1. November 2019 und dem 5. Januar 2020 fand in der Shedhalle Zürich die Ausstellung "Problem gelöst? Geschichte(n) eines Virus" statt. Die Kuratorin Rayelle Niemann thematisierte historische, medizinische, gesundheitspolitische… — mehr...

AbstractGespräch mit dem pensionierten Arzt René Jaccard, über die Arbeit mit Hiv Betroffenen in seiner Arztpraxis in Zürich. Er erzählt von seinen ersten Berührungen mit dem HI-Virus Mitte der 1980er Jahre und über die sehr ausweglose Situation damals. In diesem Zusammenhang berichtet er über die Entwicklung der medizinischen Forschung, über Konflikte und Zusammenarbeit von Spitälern und Arztpraxen und über die psychische Belastung von Ärzten. Um Letzterem entgegenzuwirken gründet er 1993 Hiv Pract, wo sich Ärzte weiterbilden und austauschen können. Jaccard erklärt im weiteren Verlauf die Tragweite von Aids-definierenden Krankheiten, die Rolle von gebrauchten Spritzen bei der Übertragung des HI Virus und über das Spritzenabgabeverbot sowie den Widerstand dagegen. Er beschreibt das Aufkommen, die Wirkung und die Auswirkungen der ersten Medikamente in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre: Die Dreierkombination hat die Ausbreitung des Virus enorm eingeschränkt, Aids-definierende Krankheiten gehen massiv zurück, aber die Behandlung kommt teilweise dennoch nicht ohne Nebenwirkungen aus. Jaccard beschreibt ausserdem die Wirkungsweisen von HI Viren und CD4-Zellen, die Wichtigkeit von regelmässigen Messungen und die Rolle und Umstrittenheit des Swiss Statement. Abschliessend teilt er seine Meinung zu PEP (Postexpositionsprophylaxe) und PrEP (Präexpositionsprophylaxe) und der Love Life Kampagnen, äussert sich kritisch zur Pharmaindustrie und globaler Ungleichheit beim Zugang zu Behandlungen und erklärt den Zusammenhang von Infektionen und Schwangerschaft.
Schlagwörter
  1. soziale Fragen
  2. Gesundheit
  3. Krankheit
  4. AIDS
Geopolitik
  1. Europa
  2. Schweiz
Periode
  1. Neuzeit
  2. 21. Jh.
  3. 2001-2050
  4. 2011-2020
  5. 2019
Objektträger
  1. bewegtes Bild
  2. Video
  3. digitale Videoaufnahme
Detailinformation

00:00:26 Gespräch mit René Jaccard, 69 Jahre, Arzt im Ruhestand

00:01:05 Erste Berührungen mit Hiv Betroffenen in Praxis

00:01:56 Entdeckung des HI-Virus 1984; Unklarheiten über Betreuung von Hiv PatientInnen

00:02:30 Ursprung des Interesses an Thema; schulwissenschaftlicher Zugang

00:03:57 Erste Hiv Tests an Spitälern

00:04:33 1984 keine Medikamente; 1987 AZT als erstes Hiv Medikament, allerdings sehr umstritten; Kompetenzen von Arztpraxen und Spitälern

00:05:51 AZT polarisierend unter Betroffenen und Ärzten; Beziehungen innerhalb der Ärzteschaft; Aufkommen der Zweier- und Dreierkombinationen als erste wirksame Behandlung; auch Arztpraxen (statt lediglich Spitäler) können verschreiben

00:10:33 Entwicklung der medizinischen Forschung um die 1990er Jahre; asymptomatische Infizierte machen weit über 50 Prozent der positiv Getesteten aus; Aids-definierende Krankheiten als Folge von Hiv (z.B. eine Form der Lungenentzündung, Toxoplasmose, Kaposi-Sarkom); Entwicklung einer Aids-definierenden Krankheit als «Point of no return»; Stigmatisierung

00:17:36 Krankheiten bei Hiv Infizierten: Gewichtsabnahme, Wasting Syndrom, Tuberkulose

00:19:39 Unterstützung von Arztpraxen durch Spitäler, aber auch Konflikte; Methadonbehandlungen in Praxis führt zu Kontakt mit Hiv Betroffenen; Tragweite von Hiv wird über Jahre erst klar; Belastung für Ärzteschaft; 1993 Gründung Hiv Pract für den Austausch und Weiterbildung von Ärzten

00:24:25 Zusammenstehen unter Ärzten; Balint-Gruppe für den psychiatrisch begleiteten Austausch; Burnout und psychotherapeutische Behandlung

00:27:18 Palliative medizinische Einrichtungen: Ankerhaus und Lighthouse

00:28:43 Hepatitis und Hiv verbreitet durch gebrauchte Spritzen und Sex; Unverständnis über Spritzenabgabe-Verbot; Engagement von André Seidenberg (vgl. Sozarch_F-9081-001); Widerstand durch Abgabe von sterilen Spritzen von gewissen Praxen

00:32:40 1988 Hiv Kohorten-Studie zur Verbesserung der Kenntnisse: Sammeln von Blutproben und Daten über mehrere Jahre; Kritik an Ausschluss von Arztpraxen von dieser Studie; Sesam Studie im Raum Zürich zu Vergleich der Krankheitsverläufe zwischen PatientInnen in Praxen und Spitälern führt zu Zugang zu Kohorten-Studie

00:39:07 1996 Dreierkombination als erste wirksame Behandlung; schwierige Behandlung wegen starker Nebenwirkungen; persönliche Erfahrungen durch Selbsttests

00:44:06 Aids-definierende Krankheiten werden seltener; schwierige Behandlung allerdings auch mit Hiv Medikamenten; teilweise Divergenz zwischen Verbesserung der Blutwerte und Verschlechterung des (gefühlten) Gesundheitszustands

00:49:00 Zwei Gruppen von Betroffenen: Die einen starten Behandlung als gesunde Patienten, andere sind krank und haben oft eine längere Krankheitsgeschichte

00:51:47 Funktion der CD4-Zellen; Angriff des HI Virus auf CD4-Zellen; Aids-definierende Krankheit als Folge von zu wenigen CD4-Zellen; Bedeutung und Einordnung der Messung von CD4-Zellen05:

00:58:45 Wichtigkeit der regelmässigen Messung der HI Viruslast; Korrelation der Infektiosität und der Virenlast

01:00:23 Einführung der Dreierkombination hat Verbreitung von Hiv massiv eingeschränkt; Abnahme der Übertragung dank Kondomen schon vor der Einführung von Medikamenten; Fragen der Sexualität und Kinderwunsch bei Infektion; Swiss Statement gibt Antwort darauf; Reaktionen auf Swiss Statement; Wichtigkeit der regelmässigen, korrekten Medikamenteneinnahme; Swiss Statement und juristische Situation

01:08:58 Funktionsweise und Anwendungsbereich von PEP

01:10:53 Meinung zu PrEP; Nebenwirkungen, Gefahr von Resistenzen, Kosten, kein Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten

01:14:48 Meinung zu Love Life Kampagne von SeGZ

01:16:02 Unterstützung am wichtigsten für die Gruppe derer bei denen die Behandlung nicht anschlägt

01:17:34 Wunsch nach Rückgang der Stigmatisierung von Betroffenen ausserhalb der Schweiz; globale Gerechtigkeit

01:19:25 Pharmaindustrie und Zugang zu Behandlungen in der Dritten Welt; Generika als potentieller Ausweg

01:21:48 Gefahr der Übertragung zwischen infizierter Mutter und Kind

01:23:40 Reduktion der Gefahr durch Kaiserschnitt

01:24:39 Ende des Gesprächs

siehe auchhttps://www.bild-video-ton.ch/bestand/signatur/F_5177
ZitationsvorschlagVideo: Urheber:in unbekannt/F 9081-015
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