00:00:04 Studierendenversammlung auf der Uni-Terrasse. KME-Student (Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene) am Mikrofon trägt Forderungen der Studierendenschaft vor. Das Mitbestimmungsmodell, das 1978 von der Erziehungsdirektion abgelehnt worden ist, soll in Kraft treten. 3 Jahre Vollzeitschule und Stipendien auch für Ausländer. (Zwischen den einzelnen verlesenen Forderungen Applaus und Bravo-Rufe von den anwesenden Studierenden.) Der Stoffumfang darf nicht erhöht werden. Die Aufnahmeprüfung soll durch ein Aufnahmegespräch ersetzt werden. Solidarisierung der KME-Schüler/innen mit der Jugendbewegung für ein Autonomes Jugendzentrum und mit der Forderung der Studierenden nach einer freien Universität (Lehr- und Forschungsfreiheit).
00:01:34 Kein Ton, Störgeräusche. Student trägt am Boden sitzend (ein Gedicht) vor.
00:04:28 Ton wieder vorhanden. Ein ARF-Vertreter schlägt vor, Gilgen solle – als Mediziner, der er sei – zurücktreten und als Allgemeinpraktiker tätig werden. Ein weiterer Student sieht in Gilgens Verhalten eine psychologisch motovierte Kompensation der eigenen (Nicht-)Karriere.
00:05:53 Ein VPOD-Sprecher stellt sich «voll und ganz» hinter den Kampf der Studierenden gegen den Abbau von Lehraufträgen. Das Personal an der Uni müsse parallel zum Anstieg der Studierendenzahlen ausgebaut werden. Der Abbau hingegen führe dazu, dass «aus dieser Bude eine Provinz-Universität» werde. Er mokiert sich über das geltenden Anforderungsprofil für Professoren, die in erster Linie wenn möglich «rechte», aber mindestens «aufrechte» Schweizer sein müssten.
00:07:29 Kein Ton mehr.
00:08:48 VSU-Vertreter spricht über ein Disziplinarstrafverfahren gegen zehn Studierende der Uni Bern, die im Juli 1979 an einer Mitbestimmungsaktion teilgenommen hatten. Er liest die Resolution der Studierendenschaft der Uni Bern vor, in welcher die moralische und finanzielle Unterstützung dieser zehn Studierenden in ihrem Berufungsverfahren begründet wird. Die Resolution ruft zur Solidarität und zur Teilnahme am Streik am 19. Juni (1980) auf. Er schlägt das Verfassen einer Solidaritäts-Resolution im Namen des VSU vor.
00:11:30 Ein Vertreter der Uni Basel bekräftigt die Solidarität auch der Studierenden der Uni Basel, wo zurzeit ein Kampf gegen das Latein-Obligatorium als hartes Selektionsinstrument laufe. In Basel finde (am 19. Juni 1980) ein Aktionstag gegen das Latinum statt.
00:13:03 Weitere Sprecher verschiedener Fachschaften stellen Vorschläge für Aktionen am geplanten Aktions-/Streiktag vor, u.a. für eine gesamtuniversitäre Protestkundgebung in der Uni.
00:14:55 Kein Ton mehr bzw. sehr schlechter Ton. Diverse Männer äussern sich am offenen Mikrofon.
00:15:58 Wieder Ton vorhanden. Der Redner spricht über die Repräsentativität des VSU, welcher aber von der Universitätsbehörde trotzdem nicht als Verband anerkannt werde. Aufruf zur Mitgliedschaft im VSU. Ton wieder weg. Ein weiterer Redner plädiert für die Teilnahme der Studierenden an der Demo vom Samstag, mit der Rücktrittsforderung an Gilgen als Parole.
00:18:38 Medizinstudentin am Mikrofon plädiert für die Ausweitung des Aktionstages auf die Uni Irchel mit alternativen Vorlesungen auch dort, wozu sie die entsprechenden Fachvereine aufruft.
00:19:43 Der nächste Redner betont (mit Bezug auf das Video zum Opernhauskrawall vom Ethnologischen Seminar) das erfolgreiche Zusammenwirken von Studierenden (die sich gegen die Unterdrückung durch Regierungsrat Gilgen wehren) einerseits und Vertreter/innen der Jugendbewegung (Lehrlinge, junge Arbeitende etc., die für einen Kulturraum in der Roten Fabrik kämpfen) andererseits bei gemeinsamen kreativen und spontanen Aktionen. Die Uni solle kein extraterritorialer Elfenbeinturm mehr sein. Gemeinsam sei ihnen allen, dass sie Unterdrückung und Repression ausgesetzt seien: Verweigerung von Raum bei der Jugendbewegung, Verweigerung von Lehrfreiheit an der Uni. Dies sei der gemeinsame Zusammenhang, der mehr in den Fokus der Diskussionen gehöre.
Beim Folgeredner ist der Ton teilweise wieder weg. Es gehe am Aktionstag nicht nur um Unipolitik und Studierende, sondern um das ganze Erziehungs- und Bildungswesen. Im Hintergrund geht Universitätsdirektor Hilty auf und ab.
00:23:30 Der nächste Redner stellt Hilty vor, dem Fragen gestellt werden können.
00:24:08 Hilty geht ans Mikrofon und bekräftigt seine Dialogbereitschaft. Am 21. Mai habe er bei der 2-stündigen Fragestunde im Auditorium Maximum alle Fragen zu beantworten versucht und solche Fragestunden könnten jederzeit wiederholt werden. Das «Versprechen» wird mit Applaus quittiert.
00:26:49 Keine Tonspur. Ende der Versammlung (?).
00:28:51 (Vollversammlung von Studierenden vom 24.6.1980.) Stark verzerrter, abgehackter Ton, die zahlreichen Redner/innen am Mikrofon sind kaum zu verstehen. Intensive Diskussion von Studierenden über mögliche Streikaktionen und -formen an der Uni als angemessene Reaktion auf das Vorführungsverbot der Videodokumentation zum Opernhauskrawall von Studierenden des Ethnologischen Seminars im Rahmen eines Lehrauftrags von Heinz Nigg. Die Diskussion dreht sich u.a. auch um die Frage, wie mit Streikbrechenden (Studierende, welche die Vorlesungen trotz Streik besuchen) umzugehen sei, und verläuft zum Teil auf einer Metaebene. Thema ist auch die zahlenmässige Stärke der Proteste.
00:53:18 Eine Rednerin schlägt vor, sich mit der Jugendbewegung zu solidarisieren und mit ihr zusammenzuarbeiten, um die eigene Schlagkraft zu erhöhen.
00:58:08 Es werden die drei zentralen Forderungen an die Philosophische Fakultät I vorgelesen, u.a. den Lehrauftrag von Heinz Nigg betreffend. Eine Studentin hat zu den gleichen Themen einen alternativen Text vorbereitet, den sie ebenfalls vorliest.