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"Der Aufstand gilt dem Patriarchat" Frauenstreik - 14.Juni 1991

SignaturF 9013-005
BestandF_9013 Gewerkschaft Bau und Industrie (GBI) [VIDEO]
Bestandesbeschrieb

Auch: Syndicat industrie et bâtiment (SIB), Sindacato dell'edilizia e dell'industria (SEI). — Ähnlich wie andere soziale Bewegungen entdeckten die Gewerkschaften Ende der 1970er Jahre das Medium Video als Möglichkeit, die eigenen Tätigkeiten zu dokumentieren. Die Aufnahmen der Gewerkschaften GTCP, GBH, GBI und SMUV sind aus verschiedenen Gründen bemerkenswert. Die Verbreitung von Consumerformaten wie U-Matic, VCR und VHS machte die Aufnahme von Videos finanziell erschwinglich und technisch auch für Laien schnell erlernbar. Im Unterschied aber zur Jugendbewegung etwa, die sich in kürzester Zeit die Möglichkeiten des Mediums aneignete, sich innovativ der verschiedensten Ausdrucksformen bediente und Agitations-, Kunst- und parodistische Videos drehte, beschränkte sich das gewerkschaftliche Videoschaffen in den Pionier- und Experimentierjahren auf rein Dokumentarisches: Aufnahmen existieren etwa vom Kongress der Gewerkschaft Textil Chemie Papier GTCP von 1978 in Luzern (Signatur: F 9013-025ff.), von einer Krisensitzung derselben Gewerkschaft 1977 (F 9013-019ff.) und von einer Jugendkonferenz der Gewerkschaft Bau und Holz (GBH von 1980, F 9013-031). Die Aufnahmen sind zwar laienhaft, mit Tonstörungen behaftet und manchmal kurios lückenhaft oder langatmig. Als Zeitdokumente sind sie trotzdem von Bedeutung. Gerade die Aufnahmen des GTCP-Kongresses von 1978 und der erwähnten Krisensitzung geben einen Eindruck über den Zustand einer Gewerkschaft in schwieriger Zeit: Zum einen sorgten die Absatzeinbrüche in der Textilindustrie der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre und spektakuläre Schliessungen wie die des Firestone-Werks in Pratteln 1977 zu einer Krisenstimmung. Zum andern entwickelten sich auch in der GTCP Spannungen zwischen einer eher konsensorientierten alten Garde und jungen Kräften, die die bestehenden Verhältnisse mit kämpferischer Einstellung zu verändern trachteten. Die Kongressaufnahmen sind ein konzentriertes Zeugnis dieser konjunkturell und ideologisch bestimmten Krisenstimmungen der GTPC. Als Bonus können wir auch miterleben, dass der als Festredner engagierte Bundesrat Willy Ritschard nicht nur Reden hielt, die von Wortwitz und träfen Sprüchen sprühten, sondern auch schlechtere Tage hatte... Im Verlauf der 1980er Jahre professionalisierte sich das gewerkschaftliche Videoschaffen. Mit der Herstellung von Bildungs- und Imagevideos nahm die Arbeiterbewegung eine Propagandamethode wieder auf, die zwischen 1930 und 1960 bereits zu einer ansehnlichen Reihe von Gewerkschaftsfilmen geführt hatte. Hervorzuheben sind aus dieser Zeit "Treu und Glauben – 50 Jahre Friedensabkommen in der Maschinen- und Metallindustrie" von 1988 (F 9011-002, dt. und frz. Fassung) oder „Sumoteam“ von 1995 (F 9011-007), der aus gewerkschaftlicher Perspektive eine partizipativere Form der Arbeitsgestaltung in einer Textilmaschinenfabrik schildert. Kämpferische Töne – wie sie zuletzt im Filmschaffen der Arbeiterbewegung der frühen 1930er-Jahre auftauchten – liessen lange auf sich warten. Die massiven weltwirtschaftlichen Umwälzungen und die neoliberale Offensive vieler Unternehmer in den 1990er-Jahren führten zu Betriebsschliessungen, Entlassungen und Verlagerungen der Produktion in Billiglohnländer. Die Gewerkschaften reagierten darauf zum Teil mit Kampfmassnahmen und unter anderem auch damit, mit Videoproduktion für eine grössere Öffentlichkeit und mehr Verständnis für ihre Anliegen zu sorgen. Schöne Beispiele dieser Strategie sind die Videos „Zyliss – Der Streik wird salonfähig“ von 2003 (Regie: Verena Endtner im Auftrag von SMUV und GBI, F 9011-014) oder „Les bras fonctionnent, c'est la tête qui va pas!“ von 2003, eine leidenschaftliche Dokumentation des Einsatzes von Giessereiarbeitern für ihre Arbeitsplätze bei den beiden jurassischen Von Roll-Werke in Choindez und Les Rondez (F 9011-016).

Ähnlich wie andere soziale Bewegungen entdeckten die Gewerkschaften Ende der 1970er Jahre das Medium Video als Möglichkeit, die eigenen Tätigkeiten zu dokumentieren. Die Aufnahmen der Gewerkschaften GTCP, GBH, GBI und SMUV sind aus verschiedenen… — mehr...

AbstractVideoaufnahmen vom Frauenstreiktag (14. Juni 1991). Alleine in der Stadt Zürich, wo diese Aufnahmen gemacht wurden, protestierten 15000 Frauen auf den Strassen. Gesamtschweizerisch schätzte man die Zahl der Demonstrantinnen auf rund eine halbe Million. Mit dem landesweiten Protest wollten die Frauen ihr Recht auf Gleichberechtigung einfordern.
Schlagwörter
  1. politischer Rahmen
  2. politisches Leben (allgemein)
  3. politische Bewegung
  4. Frauenbewegung
  1. Recht (allgemein)
  2. Rechte und Freiheiten
  3. soziale Rechte
  4. Gleichbehandlung
  1. Recht (allgemein)
  2. Rechte und Freiheiten
  3. soziale Rechte
  4. Gleichstellung von Mann und Frau
  1. soziale Fragen
  2. Leben in der Gesellschaft (allgemein)
  3. Stellung der Frau
  4. Frauenförderung
  5. Frauenquote
  1. Wirtschaft
  2. Beschäftigung und Arbeit
  3. Arbeitsrecht und Beziehungen zwischen den Sozialpartnern
  4. Beziehungen zwischen den Sozialpartnern
  5. Arbeitskampf
  6. Streik
  1. Wirtschaft
  2. Beschäftigung und Arbeit
  3. Beschäftigung
  4. Beschäftigungsstruktur
  5. Frauenarbeit
Geopolitik
  1. Europa
  2. Schweiz
  3. Zürich, Kanton
  4. Zürich, Stadt
Periode
  1. Neuzeit
  2. 20. Jh.
  3. 1951-2000
  4. 1991-2000
  5. 1991
Verleger
  1. Projektstelle für Videoanimation, Zürich
  1. Schweizer Gewerkschaftsbund (SGB-USS)
  1. Schweizerische Arbeiterbildungszentrale - Centrale d'Education Ouvrière (SBAZ-CEO)
weitere Beteiligte
  1. Breitschmid, Béatrice
  1. Büchel, Elsbeth
  1. Bürer, Margrit
  1. Heer, Vreni
  1. Memoriav (Projektmitfinanzierung)
  1. Videoladen: Zürich
  1. Zumbühl, René
Objektträger
  1. bewegtes Bild
  2. Video
  3. VHS
Sprache
  1. deutsch
Detailinformation

00:00:14 Filmbeginn; Einblendung: „Der Aufstand gilt dem Patriarchat“, Frauenstreik 14. Juni 1991

00:00:25 Es werden verschiedene Kundgebungen gezeigt. Der Kommentar hierzu: „Am 14. Juni 1991 beteiligen sich hunderttausende von Frauen mit Arbeitsniederlegungen, Protestaktionen, Demonstrationen und verschiedenen Veranstaltungen an einem landesweiten Frauenstreik.“ Sie protestieren gegen Diskriminierung im Bereich Arbeit, Einkommen Sozialversicherung und Bildung. „Weltweit sind immer mehr Frauen von Hunger und Krieg, von Arbeitslosigkeit und Gewalt, von Unterdrückung und Ausbeutung betroffen“; Frauen werden in der Arbeitswelt als Manövriermasse benützt; „Auch 1991 hat die Schweiz im Gegensatz zu über hundert anderen Staaten das UNO-Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau noch immer nicht unterzeichnet.“

00:01:48 Flugblatt wird eingeblendet: „Jubeljahr 1991 – 700 Jahre Eidgenossenschaft, 20 Jahre Frauenstimmrecht, 10 Jahre Gleichberechtigung“

00:01:53 Seit 10 Jahren sind ihre Rechte in der Bundesverfassung festgehalten. Einblender: „Mann und Frau sind gleichberechtigt. Das Gesetz sorgt für ihre Gleichstellung, vor allem in Familie, Ausbildung und Arbeit. Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit.“ (Bundesverfassung Art. 4, Absatz 2)

00:02:09 Unter dem Motto „Wenn Frau will, steht alles still“ ruft der Schweizerische Gewerkschaftsbund am 14. Juni (1991) zum Streiktag auf. Verschiedene Protest-Flyer werden eingeblendet.

00:02:11 Foto (s/w) mit den vier Initiantinnen wird eingeblendet. Sie alle sind SMUV-Mitglieder. Davor haben sich schon andere Frauen für eine Gleichstellung eingesetzt. Der Kampf der Frauen um ihre Rechte ist im Sozialarchiv dokumentiert. Ebenso sind auch weitere soziale Bewegungen gegen Unterdrückung im Archiv erhalten. Der Frauen-Protest (z.B. Arbeiterinnenbewegung) wird mit verschiedenen Bildern aus unterschiedlichen Jahrzehnten dargestellt.

00:03:00 Verschiedene Impressionen vom Frauenprotest (Plakate, Transparente) – untermauert mit Pop-Musik „Wenn die Frau will, dann steht alles still.“

00:03:50 Die Forderungen der Frauen sind über die Jahrzehnte in etwa die gleichen geblieben: Lohngleichheit, Mutterschaftsschutz, Anerkennung der Erziehungs- und Betreuungsarbeit, Selbstbestimmungsrecht, Arbeitszeitverkürzung. Hierzu werden verschiedene Zeitungsberichte eingeblendet.

00:04:05 Als politischer Protest gegen die Nicht-Einhaltung des Gleichstellungsartikels und als Mittel ihre Forderungen durchzusetzen, steht der landesweite Frauenstreik vom 14. Juni. In den Städten und Dörfern engagieren sich die Frauen für diesen Protesttag (z.B. Aufklärung mit Info-Material). Die Solidarität wird vielerorts als Ziel der politischen Arbeit hervorgehoben. Viele nicht privilegierte Frauen können nicht streiken, da sie sonst ihre Arbeitsstelle verlieren könnten; es folgen verschiedene Videoaufnahmen von Informationsveranstaltungen und Kundgebungen.

00:05:36 Informationsveranstaltung in einem Hörsaal der Universität Zürich; Einblendung:„…Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit.“ (BV 4, Abs. 2); demgegenüber sagen die Referentinnen jedoch, dass die Frauen trotz gleicher Ausbildung und Erfahrung weit weniger verdienen würden. Der Grossteil der Frauen arbeite im Pflege- und Erziehungsbereich. Wieder eine Einblendung: „… Das Gesetz sorgt für ihre Gleichstellung vor allem in Familie, Ausbildung und Arbeit… (BV 4, Abs. 2). Zum Schluss nochmals ein Einblender mit statistischen Ergänzungen

00:07:54 Bilder vom Protestumzug; viele der Demonstrantinnen tragen lilafarbene Kleidung. Einige tragen ein Transparent mit der Aufschrift: „Nieder mit der HERRlichkeit in der Wissenschaft.“ Zum Schluss ein Einblender mit statistischen Ergänzungen

00:09:22 Die Streikorganisatorinnen in der Zentrale bereichten über die verschiedenen Protestaktionen. Bilder vom Protestumzug;

00:10:57 Einblender mit ergänzendem Kommentar

00:11:38 Videoaufnahmen vor einem Schulgebäude; eine Lehrerin wird befragt: Sie findet den Protest angebracht und wichtig.

00:11:55 Über 240 Frauen, die im Schulkreis Limmattal arbeiten, treffen sich zu ihrem ersten Frauenkonvent. Sie diskutieren und verabschieden unterschiedliche Forderungen. Verschiedene Referentinnen kommen zu Wort.

00:13:09 Einblender: „Gesamtschweizerische Massnahmen und Gesetzesänderungen, die Betreuungsaufgaben und Hausarbeit bei den Sozialversicherungen anerkennen!“ Es folgt weiterer Einblender zum Thema Bildungssystem.

00:13:40 Verschiedene Impressionen von den Protestaktionen; Demonstrantinnen „besetzen“ ein Kaufhaus; eine Sprecherin macht auf die Diskriminierung von Frauen in der Dienstleistungsbranche aufmerksam; Hinzu kommt, dass die meisten Frauen auch zu Hause einen unverzichtbaren Dienst (Erziehung, Haushalt etc.) leisten, gerade aber diese Arbeit werde viel zu wenig honoriert; Es folgen verschiedene Aufnahmen von Demonstrantinnen

00:18:32 Einblender mit ergänzendem Kommentar: Die Frauen werden vom Staat (Bund, Kantone, Gemeinden) ausgenutzt.

00:19:10 Bilder vom Protestumzug; Demonstrantinnen mit Transparent: „Frauenrechte sind Menschenrechte“; Einblendungen der Forderungen: „Annerkennung von Erziehungs- und Betreuungsarbeit“, „Quoten auf allen Ebenen“, „Gleicher Lohn“, „Weniger dienen, gerechter verdienen“, „gegen Gewalt“, „Solidarität“.

00:21:30 Schlusskundgebung vor dem Volkshaus in Zürich

00:23:58 Einblender mit einem Zitat / Leitspruch

00:25:00 Schlusskommentar: In der Zukunft wird nicht mehr allein der landesweite Generalstreik 1918 der bisher grösste Streik in der Schweizer Geschichte sein, sondern ebenso auch der Frauenstreik vom 14. Juni 1991, welcher eine halbe Million Frauen zu mobilisieren vermochte. Der Tag hat die Hoffnung auf Veränderung zwar entfacht, diese wird aber schon schnell wieder gedämpft: So werden trotz Frauenlisten bei den National- und Ständeratswahlen im Herbst 1991 nicht mehr Frauen gewählt; die Initiative „Nationalrat 2000“ wird zurückgezogen; der Bundesrat beschliesst die Aufhebung des Nachtarbeitsverbots; mehr als die Hälfte der alleinerziehenden Müttern leben nahe an der Armutsgrenze; Frauenarmut nimmt zu. Abschlusskommentar: „Nur solidarisches Handeln hilft im Widerstand gegen diese Gewalt, gegen die von den Macht haben betriebene Bevölkerungspolitik und Gentechnologie, gegen Diskriminierung und Rassismus.“Parallel werden nochmals verschiedene Bilder von Frauendemonstrationen eingeblendet.

00:26:36 Abspann

00:27:12 Filmende

ArchivbezugGewerkschaft Bau und Industrie, Syndicat industrie et bâtiment, Sindacato dell'edilizia e dell'industria
ZitationsvorschlagVideo: Urheber:in unbekannt/F 9013-005
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