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Vollversammlung der Zürcher Jugendbewegung vom 18. Juni 1980 (Volkshaus, Zürich)

SignaturCD 12_9_1
BestandF_1000 Vollversammlungen Jugendbewegung Zürich [TON]
Bestandesbeschrieb

Zu Beginn der 1980er Jahre formierten sich in einigen Schweizer Städten bedeutende Jugendbewegungen. Im Zentrum der Forderungen standen eine stärkere Berücksichtigung ihrer kulturellen Bedürfnisse durch die öffentliche Hand und möglichst autonome Freiräume. In Zürich wurde der Kampf um ein Autonomes Jugendzentrum (AJZ) besonders intensiv geführt. Die Auseinandersetzungen wurden oft auf der Strasse und gewalttätig ausgetragen. Die tiefe Abneigung vieler Jugendlicher gegen hierarchische Strukturen äusserte sich auch in der Art, wie diese Jugendbewegung ihre Forderungen, Strategien und Aktionen festlegte: Nicht Leaderfiguren oder exklusive Führungszirkel entschieden über den nächsten Demonstrationstermin oder die Verhandlungstaktik mit der Stadt, sondern die für alle Interessierten zugängliche Vollversammlung. Das Sozialarchiv verfügt über Aufnahmen der ersten zehn Vollversammlungen aus dem Zeitraum zwischen dem Opernhauskrawall, der die Bewegung ausgelöst hatte, und der Eröffnung des AJZ an der Limmatstrasse. Die Aufnahmen entstanden zwischen dem 1. und 28. Juni 1980 in der Roten Fabrik, im Volkshaus, im Platzspitz Park oder im Festzelt vor dem Opernhaus. Die Vollversammlungen waren vor allem in der Anfangszeit Massenanlässe mit bis zu 3’000 Teilnehmenden. Trotz dieses grossen Andrangs und oft stundenlanger Debatten um strategische Finessen dürften die Vollversammlungen – neben dem Druck von der Strasse – wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Stadt nur einen Monat nach den Ereignissen vor dem Opernhaus der Jugend die Liegenschaft an der Limmatstrasse als Treffpunkt überliess. Nach rund 30-stündiger Debatte an zehn Vollversammlungen und mehreren Demonstrationen hat die Jugendbewegung ihr Hauptziel erreicht: Am 28. Juni 1980 wird das AJZ mit einer (leider nicht mehr überlieferten) Vollversammlung und einem Fest eröffnet.

Zu Beginn der 1980er Jahre formierten sich in einigen Schweizer Städten bedeutende Jugendbewegungen. Im Zentrum der Forderungen standen eine stärkere Berücksichtigung ihrer kulturellen Bedürfnisse durch die öffentliche Hand und möglichst autonome… — mehr...

AbstractZu Beginn der Versammlung berichten Arbeitsgruppen über ihre Tätigkeiten. Anschliessend folgen Informationen zu den Vorfällen im und ums Rathaus. Die geschilderten Erlebnisse haben Konsequenzen: Das Feindbild Polizei wird revidiert (das sind ja nur "Knechtli") und es erfolgt der Rat, dass sich Demonstrationsteilnehmer besser vor Tränengas schützen sollten. Von einer Militarisierung der Bewegung wird Distanz genommen, es gehe darum, sich zu schützen (Ratschläge). Eine Sanitätsgruppe wird ins Leben gerufen. Einzelne RednerInnen beklagen sich über mangelnde Solidarität. Eine Grossdemonstration wird vorbesprochen. Sie solle möglichst breit abgestützt sein. Teil 1/3: Debatte über Spitzel und Polizisten in Zivil, Berichte und Statements einzelner Arbeitsgruppen, Zustand des Hauses an der Limmatstrasse.
Schlagwörter
  1. politischer Rahmen
  2. politisches Leben (allgemein)
  3. politische Bewegung
  4. Jugendbewegung
Geopolitik
  1. Europa
  2. Schweiz
  3. Zürich, Kanton
  4. Zürich, Stadt
Periode
  1. Neuzeit
  2. 20. Jh.
  3. 1951-2000
  4. 1971-1980
  5. 1980
weitere Beteiligte
  1. Memoriav (Projektmitfinanzierung)
Objektträger
  1. Tonaufnahme
  2. Magnetband
  3. Kompaktkassette
Sprache
  1. schweizerdeutsch
Detailinformation
HINWEIS: DIE UNTERTEILUNG IN TRACKS BETRIFFT NUR DEN AUSLEIHBAREN, PHYSISCHEN TRÄGER (CD).

[Track 01]

00:00:00 Ein Jugendlicher macht den Vorschlag, dass man in Zürich eine Spendenaktion durchführt, damit die Jugendlichen sich selber ein Jugendhaus finanzieren könnten. Er spricht sich insbesondere für diesen Vorschlag aus, weil er nicht daran glaubt, dass die Stadt der Jugend ein Autonomes Jugendhaus zur Verfügung stellen wird. Durch die Gewerbepolizei hat er erfahren, dass es bei einer Geldsammlung mit Ständen in der Stadt jemanden benötigt, der für die Aktion bürgt. Darauf hin setzte sich der Jugendliche mit Pfarrer Sieber in Verbindung, um ihn um eine Bürgschaft zu bitten (Publikum bringt seine Ablehnung zum Ausdruck). Der Jugendliche ist der Meinung, dass ca. 50'000 bis 60'000 Franken gesammelt werden müssten und den Rest des benötigten Geldes von der Stadt eingefordert werden könnte.

00:02:32 Ein Jugendlicher widerspricht der Aussage des Stadtrates, dass ein autonomes Jugendhaus rechtswidrig sei und belegt dies mit der Tatsache, dass in Biel seit 1968 ein autonomes Jugendhaus existiert.

00:03:11 Votum gegen die Selbstfinanzierung eines Jugendhauses.

00:03:50 Eine Jugendliche fordert die Mitglieder der Arbeitsgruppen auf, nach vorne zu kommen und ihre Arbeit zu schildern.

00:04:09 Eine Jugendliche der Arbeitsgruppe Repression schildert das Engagement, dass Personen, welche verhaftet wurden, Rechtshilfe bekommen, die Verfahren eingestellt werden etc. Die Arbeitsgruppe benötigt dringend Informationen über Personen, die bei ihrer Verhaftung von der Polizei misshandelt wurden, um diese Informationen an die Presse weiter geben zu können.

00:06:02 Ende Track01

[Track 02]

00:00:00 Ein zweiter Jugendlicher der Arbeitsgruppe Repression möchte noch etwas anfügen: diejenigen, die Personen kennen, die heute verhaftet worden sind, sollen sich dringend melden, damit man sofort einen Rechtsanwalt einschalten kann.

00:00:52 Ein Jugendlicher spricht für die AG Berufs- und Mittelschulen. Die Arbeitsgruppe sucht immer noch Teilnehmer für diverse Aktionen. Morgen findet ausserdem ein Treffen statt. Weiter gibt er ein inoffizielles Treffen der SP bekannt, dass morgen in diesen Räumlichkeiten stattfindet. An diesem Treffen wollen die Politiker über die Jugendbewegung diskutieren. Der Jugendliche ist der Meinung, es sei unbedingt notwenig, dass möglichst viele Jugendliche anwesend seien, um ihre Ansichten vertreten zu können.

00:01:53 Eine Jugendliche und weitere Frauen bilden eine Arbeitsgruppe, welche aber ihre Ziele an dieser Stelle nicht bekannt geben möchten. Die Gruppe trifft sich aber am Freitag im Café Drahtschmidli, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.

00:02:19 Ein Jugendlicher möchte nochmals einen Nachtrag zur Arbeitsgruppe Repression machen: trotz grossem Zulauf sind den Teilnehmern Spitzel aufgefallen. Er bittet die Anwesenden, diejenigen Spitzel, die sie kennen, bekannt zu geben. Zudem rät er den Jugendlichen, an den Demonstrationen immer in Gruppen zusammen zu bleiben.

00:04:07 Ein Jugendlicher erklärt, dass man die zivile Polizei zwar nicht an der Kleidung, aber an kleinen Empfängern in den Ohren erkennt.

00:05:36 Ende Track02

[Track 03]

00:00:00 Ein Jugendlicher weiss, dass Zivilpolizisten in den hinteren Hosentaschen Handschellen bei sich tragen.

00:00:26 Ein Jugendlicher droht in einem aggressiven Ton jedem, der im Saal Fotos schiesst. Er findet die das ewige Fotografieren unnötig.

00:00:49 Ein Jugendlicher schildert ein Angriff eines in zivil gekleideten Polizisten, welcher in an einer Demonstration am letzten Montag stark angegriffen hat.

00:01:49 Ein Jugendlicher erklärt, dass er an solchen Anlässen oft fotografiert und dies der Bewegung auch helfen kann. Er bittet die Anwesenden zwischen den unterschiedlichen Personen, die fotografieren, zu unterscheiden.

00:02:28 Eine Jugendliche möchte zuerst über die Arbeitsgruppen und nachher über sonstige Aktivitäten sprechen

00:02:36 Ein Jugendlicher spricht für die Arbeitsgruppe Presse, welche immer noch das Problem der Unterbesetzung hat, insbesondere am Infostand im Speak-Out. Als Ziel der Arbeitsgruppe sieht er die Vernetzung der verschiedenen Arbeitsgruppen und den Kontakt zur Presse als Sprachrohr der Bewegung. Zusätzliches Ziel ist es, jeweils nach den Vollversammlungen ein Papier mit den Beschlüssen zu erstellen, um noch mehr informieren zu können. Zusätzlich bittet er die Jugendlichen, vorhandene Flugblätter im Speak-Out auszulegen.

00:04:38 Ein Jugendlicher gibt den Treffpunkt Freitag 21.00 Uhr im Dübli für die Männergruppe bekannt.

00:04:56 Ein Jugendlicher der Arbeitsgruppe Renovation gibt bekannt, dass bereits angefangen wurde. Interessenten können sich am Freitag um 18.30 Uhr vor dem Speak-Out treffen.

00:06:08 Ende Track03

[Track 04]

00:00:00 Ein Jugendlicher korrigiert seinen Vorredner. Die Renovation hat noch nicht begonnen. Einige Jugendliche haben mit Herrn Nussbaumer vom Sozialamt und mit Herrn Koch vom Hochbauinspektorat die aktuelle Lage an der Limmatstrasse 18/20 inspiziert. Es müssen momentan alleine kleinere Reparaturen vorgenommen werden. Dies ist ab sofort möglich. Zusätzlich gibt er bekannt, dass die ARHA ab sofort bereit ist, ihre Infrastruktur für die Renovationsarbeiten zur Verfügung zu stellen. Das ARHA besteht aus ungefähr 10 Personen mit verschiedenen Berufen. Das ARHA besteht seit ca. 2 Jahren und es ist auch jemand dabei, der die Konzession für Elektroinstallationen besitzt.

00:02:35 Ende Track04

ZitationsvorschlagTonaufnahme: unbekannt/Signatur: CD_12_9_1
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