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Vollversammlung der Zürcher Jugendbewegung vom 14. Juni 1980 (Platzspitz, Zürich)

SignaturCD 12_8_1
BestandF_1000 Vollversammlungen Jugendbewegung Zürich [TON]
Bestandesbeschrieb

Zu Beginn der 1980er Jahre formierten sich in einigen Schweizer Städten bedeutende Jugendbewegungen. Im Zentrum der Forderungen standen eine stärkere Berücksichtigung ihrer kulturellen Bedürfnisse durch die öffentliche Hand und möglichst autonome Freiräume. In Zürich wurde der Kampf um ein Autonomes Jugendzentrum (AJZ) besonders intensiv geführt. Die Auseinandersetzungen wurden oft auf der Strasse und gewalttätig ausgetragen. Die tiefe Abneigung vieler Jugendlicher gegen hierarchische Strukturen äusserte sich auch in der Art, wie diese Jugendbewegung ihre Forderungen, Strategien und Aktionen festlegte: Nicht Leaderfiguren oder exklusive Führungszirkel entschieden über den nächsten Demonstrationstermin oder die Verhandlungstaktik mit der Stadt, sondern die für alle Interessierten zugängliche Vollversammlung. Das Sozialarchiv verfügt über Aufnahmen der ersten zehn Vollversammlungen aus dem Zeitraum zwischen dem Opernhauskrawall, der die Bewegung ausgelöst hatte, und der Eröffnung des AJZ an der Limmatstrasse. Die Aufnahmen entstanden zwischen dem 1. und 28. Juni 1980 in der Roten Fabrik, im Volkshaus, im Platzspitz Park oder im Festzelt vor dem Opernhaus. Die Vollversammlungen waren vor allem in der Anfangszeit Massenanlässe mit bis zu 3’000 Teilnehmenden. Trotz dieses grossen Andrangs und oft stundenlanger Debatten um strategische Finessen dürften die Vollversammlungen – neben dem Druck von der Strasse – wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Stadt nur einen Monat nach den Ereignissen vor dem Opernhaus der Jugend die Liegenschaft an der Limmatstrasse als Treffpunkt überliess. Nach rund 30-stündiger Debatte an zehn Vollversammlungen und mehreren Demonstrationen hat die Jugendbewegung ihr Hauptziel erreicht: Am 28. Juni 1980 wird das AJZ mit einer (leider nicht mehr überlieferten) Vollversammlung und einem Fest eröffnet.

Zu Beginn der 1980er Jahre formierten sich in einigen Schweizer Städten bedeutende Jugendbewegungen. Im Zentrum der Forderungen standen eine stärkere Berücksichtigung ihrer kulturellen Bedürfnisse durch die öffentliche Hand und möglichst autonome… — mehr...

AbstractDie Vollversammlung beschliesst, einer Arbeitsgemeinschaft von Handwerkern den Auftrag zu geben, ein Renovationskonzept für das Gebäude an der Limmatstrasse auszuarbeiten. Einzelne Arbeitsgruppen stellen sich vor, und es wird beschlossen die Versammlung in Zukunft besser zu strukturieren. Es wird die Idee aufgebracht, die gemachten Tonaufnahmen für ein Protokoll zur Verfügung zu stellen. Für das weitere Vorgehen wird beschlossen, eine Grossdemonstration der Unzufriedenen durchzuführen, bei welcher auch Alte, Biogmüesler, Velofans und Schwule kommen sollen. Besuche beim Stadtrat und Gemeinderat werden ins Auge gefasst. Teil 1/2: Schwergewichtig Diskussion um bessere Strukturierung der Vollversammlungen.
Schlagwörter
  1. politischer Rahmen
  2. politisches Leben (allgemein)
  3. politische Bewegung
  4. Jugendbewegung
Geopolitik
  1. Europa
  2. Schweiz
  3. Zürich, Kanton
  4. Zürich, Stadt
Periode
  1. Neuzeit
  2. 20. Jh.
  3. 1951-2000
  4. 1971-1980
  5. 1980
weitere Beteiligte
  1. Memoriav (Projektmitfinanzierung)
Objektträger
  1. Tonaufnahme
  2. Magnetband
  3. Kompaktkassette
Sprache
  1. schweizerdeutsch
Detailinformation
HINWEIS: DIE UNTERTEILUNG IN TRACKS BETRIFFT NUR DEN AUSLEIHBAREN, PHYSISCHEN TRÄGER (CD).

[Track 01]

00:00:00 Programm: 10.00 Uhr Veranstaltung zum Selektion an der Universität als versteckter Numerus Clausus 13.30 Uhr zweites Meeting, dann Demonstration und Fest. Der Jugendliche fordert das Publikum auf, ihre Instrumente an die Demonstration mitzubringen.

00:03:14 Ein Jugendlicher schlägt das Bellevue und den Hauptbahnhof als Treffpunkte für eine laute Demonstration vor. Er erzählt den Anwesenden von einem Buchprojekt, das die „Gruppe Olten“ über die Bewegung produziert. Wer will, kann einen Beitrag zum Buch einschicken.

00:05:25 Ende Track01

[Track 02]

00:00:00 Propagierung des „Speak-out“ als Informationzentrum über die Aktivitäten der Bewegung; Aktivitäten der verschiedenen Arbeitsgruppen.

00:04:16 Vertreter der AG Presse äussert sich über den Stellenwert von Äusserungen von einzelnen Beteiligten in der Presse; offiziell ist nur, das von der Vollversammlung als Communiqué verabschiedet wurde.

00:07:15 AG Schüler und Lehrlinge

00:09:08 AG Renovation; Brief an den Stadtrat: „Vollversammlung Autonomes Jugendhaus Zürich. Kontaktadresse: AG Renovation. Zürich, den 09.06.80: ARHA Architektur- und Handwerkerkollektiv:
Auftrag:
Die Vollversammlung erteilt dem ARHA nach Kenntnisnahme der Qualifikation den Auftrag 1. ein statistisches Gutachten für die Liegenschaft Limmatstrasse 18/20 zu erstellen 2. ein Renovationskonzept mit dazugehörigem Kostenvoranschlag auszuarbeiten, in Kontakt mit VV und AG Renovation. Besonders eingegangen werden soll auf feuer- und baupolizeiliche Bestimmungen, [unverständlich] genüge getan werden kann. Die Rechung geht direkt an den Stadtrat. Der Kostenvoranschlag wird als Budgetsumme der Renovation in den entsprechenden Forderungen der VV eingefügt.“
Der Sprecher betont, wie wichtig es ist, dass die VV die jeweiligen Schritte bewilligt und dass nun darüber abgestimmt werden muss, ob die ARHA angenommen wird, zuerst soll aber noch mit einem offenen Mikrofon diskutiert werden können.
[Niemand meldet sich zu Wort]

00:12:11 Korrektur des Sprechers: ARHA steht für Architektur und Handwerk. Es ist ein Kollektiv, wo beide Arbeitsgruppen zu gleichen Löhnen zusammenarbeiten.
Er betont nochmals die Wichtigkeit eines statischen Gutachtens, dass von der ARHA durchgeführt wird. Es wurde zwar schon einmal ein solches Gutachten erstellt, allerdings wurden die Anliegen und Wünsche der Jugendlichen dabei nicht berücksichtigt.

00:13:54 Ende Track02

[Track 03]

00:00:00 Es werden nochmals die wichtigsten Punkte zum statistischen Gutachten erläutert.

00:01:52 Abstimmung: Vorschlag wurde einheitlich angenommen.

00:02:28 Ergänzung zur Arbeitsgruppe Lehrlinge und Schüler: die Arbeitsgruppe trifft sich regelmässig donnerstags um 19.00 Uhr im Mittelschulfoyer an der Birmensdorferstrasse 48.

00:03:36 [unverständlich] Arbeitsgruppe Repression und Gefängnis [unverständlich]

00:04:54 Ein Mitglied der Gruppe Luft & Lärm kündigt an, dass sie momentan mit einem Lieferwagen, Musikanlage und drei Bands unterwegs sind und Musik machen können, wo dies gefragt sei.

00:05:58 Ende Track03

[Track 04]

00:00:13 Ankündigung: die nächsten vier Mittwochabende findet um 20.00 Uhr die Vollversammlung im Theatersaal des Volkshauses statt. ZAGJP übernimmt die Mietkosten.

00:01:30 Ein Jugendlicher beklagt sich darüber, dass an der letzten Vollversammlung zu lange über dasselbe Thema diskutiert wurde und keine Ergebnisse erzielt wurden. Er schlägt deshalb vor bei einer solch grossen Anzahl Teilnehmer, die Diskussion besser zu strukturieren. Zusätzlich plädiert er für ein Protokoll der Versammlung, für diejenigen die nicht teilnehmen können. [Letzter Teil unverständlich]

00:03:02 Treffpunkt Arbeitsgruppe Knast.

00:03:37 Ein Jugendlicher macht einen Aufruf an alle Personen, die Interesse an der Arbeitsgruppe Gefängnis haben oder in letzter Zeit mit der Polizei zu tun hatten. Diese Leute sollen sich bei der Arbeitsgruppe melden. Die Arbeitgruppe hat sich Gedanken über die Polizisten gemacht, die jeweils an Demonstrationen etc. anwesend sind. Ihre Idee, ist eine Aktion durchzuführen, wo erzählt wird, mit welchen Waffen und Taktiken die Polizisten vorgehen.

00:05:55 Ende Track04

[Track 05]

00:00:00 Ein Jugendlicher hat die Idee, dass jeder ein wenig Braun (Farbe?) auf sich tragen soll. Mit dieser könne man sich gegen die Polizisten wehren.

00:00:35 Ein Jugendlicher äussert sich zu den Spitzeln der Polizei. Diese mischen sich während einer Demonstration unter die Menge und warten bis sich gegen Ende die Menge auf ungefähr 50 Personen verringert. In diesem Moment beginnen sie, Demonstranten zu verhaften. Deshalb macht der Jugendliche den Vorschlag, ab jetzt die Demonstrationen gleichzeitig zu beenden und zu gehen. Zusätzlich schlägt er vor, die erkannten Spitzel zu fotografieren, um sie zu enttarnen.

00:01:46 Ein Jugendlicher ist ebenfalls der Ansicht, dass die letzte Vollversammlung sehr unstrukturiert war. Er will deshalb darüber abstimmen, ob es ab jetzt ein Versammlungsprogramm geben soll, dass der Vollversammlung Struktur gibt.

00:03:02 Ein Jugendlicher bestätigt zwar ebenfalls die fehlende Struktur, ist aber mit dem Vorschlag nicht einverstanden, da er die Diskussion einengt. Er macht allerdings den Vorschlag, dass man vor der Versammlung Traktanden sammelt, die beim Publikum als Anliegen vorhanden sind.

00:04:11 Ein Jugendlicher hat die Befürchtung, dass dieser Vorschlag in ein Programm „ausarten“ könnte; das offene Mikrofon sei die beste Lösung.

00:04:33 Ein Jugendlicher findet, es reiche, wenn man einem erkannten Spitzel „die passende Behandlung zukommen“ lasse und vielleicht noch ein Foto schiesse.

00:05:10 Ende Track05

[Track 06]

00:00:19 Ein Jugendlicher ist ebenfalls der Ansicht, dass an den Vollversammlungen Struktur fehlt. Er meint, vor der Vollversammlung könnten ein paar Personen die wichtigsten Themen der Woche bestimmen und diese in die Vollversammlung einflechten.

00:01:22 Ein Jugendlicher ist der Ansicht, dass man zwei Vorschläge miteinander koordinieren könne. Einerseits sollen die Arbeitsgruppen einen Teil der Vollversammlung mit ihren Anliegen/Themen vorbereiten, andererseits sollen vor der Vollversammlung ein paar Leute bestimmen, welche die wichtigsten Themen der Woche bestimmen und diese als Informationen an den Vollversammlungen weitergeben.

00:02:45 Ein Jugendlicher spricht sich ebenfalls für eine bessere Struktur des Diskussionen aus.

00:03:42 Ein Jugendlicher versucht die Anwesenden für ein Engagement zu animieren. Ihm ist es wichtig, dass alle, die sich auch sonst für die Bewegung einsetzten, sich in Formen von Arbeitsgruppen engagieren.

00:04:42 Ein Jugendlicher fragt, ob es noch Personen gibt, die sich dazu äussern wollen. Da sich niemand meldet, schlägt er vor, die Kombination der verschiedenen Vorschläge an der nächsten Vollversammlung praktisch umzusetzen. [Das Publikum gibt anscheinend mit Handzeichen die Einwilligung.]

00:06:05 Ende Track06

[Track 07]

00:00:00 Ein Jugendlicher ist zwar mit den Vollversammlungen und den Arbeitsgruppen einverstanden, bemängelt jedoch die momentan fehlende Fokussierung auf das eigentliche Ziel Jugendhaus. Zusätzlich findet er es falsch, dass sich die Jugendlichen von einer Organisation (ZAGJP) die Räumlichkeiten im Volkshaus finanzieren lassen und somit deren Verwaltung unterstehen

00:01:10 Ein Jugendlicher schlägt vor, dass man am Bellevue feiern und sich die Band dort postieren soll.

00:01:38 Ein Jugendlicher möchte über die Vorschläge für zukünftige Aktionen diskutieren; ein Vorschlag wäre eine Demonstration von allen unzufriedenen Personen in Zürich für nächsten Samstag, an dem die Jugendlichen ihre Probleme thematisieren (Wohnungsnot etc.).

00:02:44 Ein Jugendlicher fordert die Demonstranten auf, bei der nächsten Aktion mehr Transparente dabei zu haben.

00:03:05 Der vorherige Redner fordert auch die Rentner, welche mit ihren Heimplätzen unzufrieden sind, auf an der nächsten Demonstration teilzunehmen.

00:03:20 Ein Jugendlicher ist zufrieden mit dem Enthusiasmus der Teilnehmer und freut sich auf die kommende Demonstration.

00:04:43 Ein Jugendlicher schlägt für den Treffpunkt den Münsterhof um 14.00 Uhr vor

00:05:01 Ein Jugendlicher ist mit dem Münsterhof einverstanden, will sich aber erst um 17.00 Uhr treffen, da es Personen gibt, die samstags arbeiten müssen.

00:05:36 Ende Track07

ZitationsvorschlagTonaufnahme: Urheber:in unbekannt/CD 12_8_1
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